Herr Westerhausen kauft sich keine Winterjacke und isst fast einen Salat

"Du solltest dir eine Winterjacke kaufen, jetzt wo es wieder so kalt wird", bekomme ich oft von besorgten Mitmenschen, insbesondere näheren Familienmitglieder zu hören, wenn ich mal wieder, wie es es so meine Art ist, nur im Jackett und die ersten drei Hemdknöpfe offen, aus dem Haus gehe oder dem Auto entsteige. Der nächste Satz ist dann: "Du holst dir noch den Tod!" "Nein", antworte ich dann. Ironisch lächelnd füge ich hinzu: "Wenn, dann muss er mich schon selbst holen." Nur der Vollständigkeit halber, ich trage natürlich auch Hosen und adäquates Schuhwerk, aber eben keinen Wintermantel. Wenn nötig habe ich meine knielange Lederjacke, in der ich immer so aussehe, als ob ich an jeder Hüfte einen Holster hätte und bereit sei, wie in einem John Woo-Film während eines seitlichen Saltos beidhändig zu feuern. Brauche ich mehr? Und wozu? Haus, Auto und Arbeitsplatz sind geheizt und aus dem Schlittenfahrtsalter sind sowohl ich, als auch Töchterlein heraus.

Soll ich mich etwa in die breite Masse der Wolfspfoten- oder "Camp Irgendwas"-Träger einreihen oder mir gar einen Schal kaufen? Bloß nicht. Der kommt erst, wenn ich achtzig bin. Dann werde ich einen Frack tragen, den roten Seidenschal über die Schultern werfen, Gamaschen über die Lackschuhe stülpen, meinen Gehstock mit dem goldenen Knauf in der einen und den Zylinder in der anderen schwingen und lauthals singend verkünden, den Abend im Maxim's verbringen zu wollen. Bis zu diesem Tag können mir Winterjacken, Schals und derartiges Utensil gestohlen bleiben.

Nachdem ich mir also keine Jacke gekauft habe, hätte ich fast noch einen Salat gegessen. Fast, denn am Ende wurde es ein vegetarischer Vorspeisenteller mit lauwarmen Gemüse, einer Balsamico-Honig-Sauce und Joghurt-Dip. Ich habe beim "Anrichten" mal versucht, innovativ zu sein. Geht so. Ich bin halt doch eher rustikal ... 

Joghurt Dip:

• 300 Joghurt (mindestens 3,5 %)
• 1/4 Knoblauchzehe
• 1 EL Schnittlauch
• 1 Handvoll Radieschenblätter
• Spritzer Zitronensaft
• Salz
• Pfeffer
• Olivenöl

Knoblauch pellen und fein reiben. Alles gut vermischen. Bei 3,5%em Joghurt kann man für die Cremigkeit noch einen Esslöffel Sahne zugeben. Bei Griechischem mit 10% ist das nicht nötig. 

Als Gemüse habe ich hier:

• Zucchini 
• Chicorée
• Lauch
• kleine braune Champignons

Zucchini und Chicorée der Länge nach vierteln, Lauch in drei Zentimeter dicke Ringe schneiden. Zusammen mit ein paar kleinen Champignons in Olivenöl bräunen, dabei ruhig schon etwas salzen.

1 Esslöffel Honig hinzufügen. Beginnt dieser zu blubbern, löschen wir mit einem Schuss Balsamico ab. Ein klein wenig Wasser und noch mal etwas Olivenöl dazu und das ganz leicht reduzieren. Es soll auf keinen Fall so ein dicker Sirup wie bei diesen unsäglichen Reduktionen aus der Palstikflasche entstehen. Mit Salz, Pfeffer und bei Bedarf mehr Honig abschmecken. Fertig.

Das Ganze möglichst kreativ auf dem Teller verteilen, ein paar rohe Champignons, Radieschen, Gurken und - weil sie gerade da waren - Eier in Spalten dazugeben. Fertig. Erstaunlich lecker und fast ein Salat, wenn auch kein Wintermantel, aber das ist mir Jacke wie Hose.

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Flashback:

Heute vor einem Jahr: Rote Bete-Meerrettich-Dip