Freitag, 24. April 2020

Moscow Mule


Willkommen in den Vierzigern des letzten Jahrhunderts. Der ehemals russische Wodkahersteller Smirnow, zwangsweise aus der UdSSR emigriert, muss sein Unternehmen verkaufen und der Firmensitz verlagert sich in die USA. Dort nennt man sich jetzt Smirnoff und beginnt eine Kooperation mit dem privaten Hersteller von Ingwerlimonade Jack Morgan. Zusammen kreiert man einen Drink aus beiden Produkten. Um dessen Wiedererkennungswert zu steigern, serviert man ihn im Kupferbecher. Der Moscow Mule, eine Legende unter den Drinks, ist geboren und Wodka beginnt seinen ungebrochenen Siegeszug als hippe Spirituose im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Über den Namen - "Moskauer Muli" - lässt sich allerdings nur spekulieren. Vermutlich heißt das so, weil die scharfe Limonade "kickt" wie ein auskeilendes Maultier.


Der Moscow Mule ist eigentlich ein Drink, bei dem man nicht viel verkehrt machen kann. Die Wahl des Wodkas ist eigentlich zweitrangig, solange man keinen schwefligen 2,50 Euro Fusel kauft. Mit Markenprodukten liegt man nie falsch. Diese Spirituose ist ja ohnehin recht geschmacksneutral. Ich bin ein Fan schwedischer Produkte und mag, auch für den Mule, das mit Zitrone aromatisierte Produkt. Das ist aber keinesfalls die reine Lehre, sondern nur eine persönliche Präferenz. 


Wichtiger ist, frisch gepressten Limettensaft zu nehmen. Alles andere geht irgendwie auch, ist aber nicht der wahre Jakob und führt zu deutlichen Geschmackseinbußen.


Ebenso wichtig: die Ingwerlimonade. Normales Ginger Ale, also dieses papp-süße Getränk von der Frabe eines geklärten Apfelsafts, ist hier eindeutig Fehl am Platz. Wir wollen Ginger Beer. Das ist zwar kein Bier, schmeckt aber schön nach Ingwer und bringt eine gewisse, für die Knolle charakteristische Schärfe mit sich. Auch hier kann man sich an die bekannten Markenprodukte halten.

Zu Ginger Beer gibt es eine im Nachhinein lustige Geschichte. Ich wollte das mal selber machen. Dazu gibt man Wasser, Ingwerstücke, Zucker, Zitronensaft und Hefe in eine Flasche und lässt das dann Gären, damit Kohlensäure entsteht. Am besten nimmt man dafür eine Plastikflasche, denn hier kann man fühlen, wenn Druck abgelassen werden muss. Ist die Flasche prall, muss man vorsichtig den Deckel etwas aufschrauben, um Gas abzulassen. Soweit die Theorie. Ich musste dann dienstlich eine Woche auf Klassenfahrt und die Gattin, die damals zwar noch nicht meine Gattin war, trotzdem aber eine Wohnung mit mir teilte, dachte sich: "Das Zeug sieht so flockig trübe aus, da ist was mit, das kippe ich weg". Sie öffnete eine Flasche um sie in den Ausguss zu kippen und der Rest ist Geschichte. War ich froh, dass ich weit weg war. Ingwerreste aus dem 
mediterranen Strukturputz der Küchewände zu friemeln ist keine Freude.  

Hier die Zutatenliste für einen Drink:
  • 4 Eiswürfel
  • 6 cl Wodka
  • 3 cl Limettensaft
  • 20 cl Ingwerlimonade
  • Des Weiteren:
  • 1 Limettenscheibe
  • Minzzweige (optional)
  • Kupferbecher

Eiswürfel in den Becher geben.


Wodka angießen.


Limettensaft und Brause hinzufügen, gut umrühren.


Mit einer Limettescheibe und nach Wunsch etwas Minze servieren. Geht auch mit crushed Eis. Mit einem Schuss Bitter haben wir übrigens einen Kicking Mule.


In Deutschland ist der Drink auch mit Gurkenstücken beliebt. Mir bringen die nichts, aber wenn es gefällt, bitteschön. Das heißt dann aber meist Munich Mule und wird gerne mit Gin statt mit Wodka gemischt. Na dann, nasdrowje!
____
Flashback:




Gestern vor einem Jahr: Frankfurter Grie Soß - grüne Sauce

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen