Samstag, 21. August 2021

Reuben Sandwich

Immer wieder hört man hierzulande das Vorurteil, Amerikaner hätten keine Esskultur. Dem kann ich nur vehement widersprechen. Natürlich gibt es den Hang zu Junk Food, den haben Europäer und insbesondere wir Deutschen aber auch. "Begriffe wie "Sättigungsbeilage" oder die Angewohnheit, mal eben so schnell im Gehen und Stehen etwas herunterzuwürgen - Hauptsache viel und billig - spricht nicht gerade für unsere lukullische Ader.  Das Land auf der anderen Seite des Atlantiks hat aber jenseits der großen Fastfoodketten kulinarisch Großartiges zu bieten. Das ist natürlich zuvörderst dem Umstand geschuldet, dass in diesem Schmelztiegel seit Jahrhunderten verschiedene Ethnien aufeinandergetroffen sind, zugegebenermaßen nicht immer friedlich. Aber daraus ist eine Vielfalt an Küchen entstanden, die vermutlich weltweit ihresgleichen sucht. Eine dieser Gruppen, die kochtechnisch vor allem die Ostküste und besonders New York City prägt, ist die jüdische aschkenasische Kultur. Hier sind es beispielsweise die Feinkostgeschäfte, die mit ihren Angeboten die Kunden seit jeher begeistern. Katz's Delicatessen sind auch bei uns seit Harry & Sally - die Älteren erinnern sich - bekannt, aber darauf werde ich noch mal in einem späteren Eintrag zurückkommen. Wer aber so ein bisschen kundig ist, wird schon nach dem Rezept für Russian Dressing und Corned Beef  meinen Plan durchschaut haben. Ich mache etwas, das für mich in Punkto Essen mehr als anderes New York City Deli schreit: das berühmte Reuben Sandwich, vermutlich nach Arnold Reuben benannt, der es in 1920n in seinem Restaurant anbot. Sicher ist das nicht und wie so oft, liegen die wahren Ursprünge im Dunklen.  
 

Wir brauchen zunächst Roggenbrot. Hier merkt man schon den europäischen Einfluss. Oft sieht man Brote, bei denen der mittels Malz dunkel gefärbte Teig mit hellerem schichtweise gerollt wird, so dass beim Anschnitt ein gelb-braunes Spiralmuster entsteht. Ich habe hier ein schönes Kommissbrot vom örtlichen Bäcker, das geht auch. Pro Sandwich zwei Scheiben, von denen wir die Außenseiten buttern. 
 

Nun kommt unser Russian Dressing zum Einsatz. Das haben wir natürlich nicht einfach nur mal so aus Spaß gemacht, sondern genau hierfür. Damit werden nämlich nun die Innenseiten unserer Brotscheiben großzügig bestrichen. Anschließend wird das dann mit Scheiben vom Emmentaler belegt.


Jetzt kommen auf die als Unterseite dienenden Hälften ordentlich Corned Beef und damit sollte man hier wirklich nicht sparen. Auf dem Fleisch verteilen wir nun etwas Sauerkraut - wenn zu sauer oder salzig einmal abgespült, auf jeden Fall aber gut ausgedrückt - und klappen die andere Hälfe darüber, so dass die gebutterten Seiten nach außen zeigen. 


Das Sandwich wird nun in einer Pfanne von beiden Seiten goldbraun gebraten. Schneller geht es im Kontaktgrill.


Zack - in zwei Hälften geschnitten und das Ding ist "verzehrfertig" (auch so ein Wort unserer Sprache, das nicht wirklich Freude am Genuss vermittelt). Ist das lecker? Dumme Frage, na klar ist das lecker. Fleisch guter Herkunft, das aromatisch gepökelt wurde und zart ist, aber dennoch sich im Mund nicht wie formloser Matsch anfühlt. Eine cremige Sauce mit leichtem Meerrettichkick, herzhaftes Roggenbrot und schmelzender Käse - in dieser Zusammensetzung zwar immer "nur" noch ein Sandwich, aber insgesamt ganz, ganz großes Tennis.
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Flashback:










Heute vor zwei Jahren: Char Siu - chinesisches Grillfleisch

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