Samstag, 23. August 2014

Strandkrabbe in Hohenfelde

Nach unserem Besuch des sehenswerten Wikingermuseums "Haithabu" (Heddeby) bei Bosdorf, machten wir heute auf dem Rückweg einen Umweg über Kiel. Ich habe dort von 1990 bis 1993 gelebt und bin das letzte Mal 1996 in Schleswig Holsteins Landeshauptstadt gewesen. Es hat sich einiges verändert und ich habe viele Ecken nicht wieder erkannt, manches jedoch schon. Mein Ortsgedächtnis ist aber auch nicht wirklich so herausragend. Ich habe Philosophie studiert, da interessiert es mich mehr WAS die Dinge sind, als WO sie sind.


Wir hatten keine Eile, also sind wir auf dem Weg von Kiel nach Hause - ins ebenfalls schöne Weserbergland - ein Stück entlang entlang der Osteseeküste gefahren. Eher zufällig sind wir dann in Hohenfelde auf ein nettes Strandrestaurant gestoßen: die Strandkrabbe.
    

Das Restaurant bietet einen schönen Blick auf den Strand. Am Horizont kann man bei gutem Wetter sogar die Insel Fehmarn ausmachen. Die Strandkrabbe ist nett eingerichtet (Hauptraum innen, Terrasse, und Dachterrasse). Das Personal ist absolut freundlich (und geistreich). Es ist natürlich kein Sterne-Restaurant, aber es bietet einfache Gerichte auf durchaus überraschend überzeugendem Niveau an. 

Das Lokal hat offenbar erst vor kurzem den Besitzer gewechselt und wohl dadurch deutlich gewonnen. Ich wollte im Restaurant nicht die Kamera herausholen, also hab ich das Handy "unauffällig" benutzt" - die Optik zeugt davon. Die Gerichte sahen "live" um Klassen besser aus.


Die Gattin und die Kleine bestellten je eine Ofenkartoffel mit Nordseekrabben (und das an der Ostesee) mit Sour Cream und Salat. Unvorteilhafter Aufnahmewinkel, aber wirklich lecker. Die Sour Cream war tatsächlich selbst angerührt.


Ich habe in meinem Leben unglaublich schlechte (Fisch)Suppen in Restaurants serviert bekommen. Die meisten davon schmeckten nach Konserve oder Fertigpulver. Während meiner Studienzeit habe ich einmal zwei Monate lang für einen örtlichen "Lebensmittelhersteller für Großküchen und Industrie" gejobbt. Neben Puddingpulver gab es dort auch andere Lebensmittel und sogar komplette Gerichte in Pulverform - ich war jung und brauchte das Geld. Damals musste ich in diesem Betrieb als Lagerist "kommissionieren", das heißt, ich bekam den Auftragszettel eines Kunden und stellte dann die bestellten Artikel zusammen. Beim Lesen der Bestellungen wurde mir dann oft anders, denn unter den Bestellern, die auf den Auftragszetteln standen, waren auch einige bekanntere Restaurants. Ich will hier keine Namen nennen, aber bei "Krabbensuppe Büsumer Art" auf der Speisekarte wäre ich auch an der Küste auf jeden Fall vorsichtig.

Lange Rede, kurzer Sinn - ich habe in der Strandkrabbe eine klare Fischsuppe mit Einlage bestellt und was ich bekam, hat mich begeistert, wenn nicht sogar inspiriert. Ich bevorzuge generell klare Suppen. Diese war von Grund auf frisch gemacht, ohne Pülverchen und Fertigkrams. Ich sprach eigens mit der Chefin und sie versicherte mir, die Grundlage wäre ein selbst hergestellter Fischfond. Meinem Geschmack nach ist diese Aussage zutreffend. Man erwartet so etwas nicht in einem Strandrestaurant, aber diese Suppe - mit allerlei Fischstückchen und Gemüse - war großartig. Kompliment an den Koch.



Als Hauptgericht hatte ich gebratenen Hering (grünen Hering). Was soll ich sagen? Ganzer Fisch hat immer Gräten - diese lassen sich hier aber für den geübten Esser leicht entfernen. Darüber hinaus ist gebratener Hering eine Delikatesse, nach der man sich alle zehn Finger lecken kann. Für diesen Hering bräuchte man jedoch glatt eine Hand mehr. Krosse Haut, saftiges Fleisch, dass nicht zu trocken war, geschmacklich mehr als überzeugend, optisch einfach aber liebevoll angerichtet, genau wie die Suppe und die Folienkartoffeln.

Neben einer akzeptablen Remouladensauce gab es einen gemischten Salat (nichts aufregendes) und Bratkartofflen die wirklich lecker waren und offensichtlich frisch zubereitet wurden.

Bedingungslos empfehlenswert.

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