Freitag, 20. Februar 2015

Indian Palace in Paderborn


Heute sind wir mit einigen Bekannten Essen gegangen. Da wir alle Lust auf etwas Exotisches hatten, bestellten wir vor einigen Tagen einen Tisch im Indian Palace in Paderborn, von dem wir bisher nur Gutes gehört hatten. Wir alle mögen indisches Essen und ich habe ja auch schon einiges gekocht und auch hier vorgestellt, also waren wir sehr gespannt, ob sich die insgesamt rund 130 Kilometer Hin- und Rückfahrt auch lohnen würden.

Das Restaurant ist gemütlich eingerichtet und deutlich indischer Prägung. Es duftet einladend nach Curry und die Bedienung ist überaus freundlich und schnell. Wir waren zu Neunt und nahmen an zwei großen, zusammengestellten Tischen Platz. Es gibt auch die Möglichkeit, in einer Ecke des Restaurants ganz authentisch an niedrigen Tischen beim Essen im Schneidersitz zu hocken. 

Der Chef des Hauses - Major Singh - fällt sofort auf. Groß, hager, langer grauer Bart und Turban - so muss ein Inder aus dem Bilderbuch aussehen. Meine Schwester hat er übrigens einmal spontan im Restaurant beim Essen mit Akkupressur von einem akutem Migräneanfall geheilt. Das nennt man Kundenorientierung. Der Major ist außerdem begeisterter Jogger oder Läufer, was sowohl einige Fotos im Gastraum, als auch seine Schuhe, die er zum traditionellen indischen Gewand trägt, bezeugen.

Die Speisekarte ist umfangreich. Viele Gerichte sind aber modular aufgebaut. Wenn man bedenkt, dass Hähnchen Vindahlo, Lamm Vindahlo und Schwein Vindahlo auf der Karte drei Gerichte sind, für die Küche de facto aber nur eins mit verschiedenem Fleisch ist, macht die Sache Sinn.

Freunde indischer Küche werden viele Gerichte entdecken, die bekannt sind. Tannduri HähnchenButterhähnchenHähnchen Tikka oder Samosas - für indische Restaurants nun einmal unverzichtbare Klassiker.

Auch typisch für indische Restaurants ist, dass man zunächst als kleine Gruß aus der Küche knusprig frittierte Fladen aus Kichererbsenmehl, sogenannte papadams, bekommt. Oft werden sie mit Mango Chutney gereicht. Hier mit drei leckeren Dips: einer süß-sauren Chilisauce (die ich so schon mal in Flaschen im Chinaladen gesehen habe, *räusper*), Joghurt mit Zitrone und Minze (sehr lecker) und zu guter Letzt einer wirklich guten süßlich-sauren Sauce, von der ich vermute, dass Tamarinde ein Bestandteil ist.  


Als Vorspeise bestellte ich Pakoras, das sind verschiedene Gemüse, in einem Teig mit Kichererbsenmehl (Besan) knusprig ausgebacken. Dazu werden meist Blumenkohlröschen, Champignons, Kartoffel- und Auberginenscheiben oder derartiges verwendet. An der Vorspeise gab es nichts auszusetzen. Serviert mit bereits erwähnter Joghurtsauce kann selbst ich, als bekennender Fleischesser, von solch einem vegetarischen Essen nicht genug bekommen. 


Die Gattin hatte als Hauptgericht Hähnchenbrust aus dem Tandur-Ofen. Unglaublich zart, kein bisschen trocken und sehr aromatisch - serviert mit einer leckeren roten Sauce ein Traum. Dazu frisches Fladenbrot mit etwas flüssiger Butter beträufelt, einfach himmlisch. Mein Sitznachbar zur Linken hatte übrigens Tandur-Ente. Das ist defintiv etwas, dass ich nachmachen muss.

Ich liebe ja scharfes Essen. SEHR scharfes Essen. Deshalb habe ich mir ein Vindahlo mit Lammfleisch bestellt. Auf der Karte stand "HOT/SCHARF", ich bat bei der Bestellung, mein Essen "extra scharf" zu bekommen. Was ich bekam war lecker, keine Frage. Aber von Schärfe nach meinem Empfinden keine Spur. Um sicher zu gehen, dass man bei meiner Bestellung statt "extra scharf" nicht vielleicht irrtümlich "nicht scharf" verstanden hatte, probierte ich bei meinen Mitmenschen, die auch Gerichte, die als "HOT/SCHARF" ausgewiesen waren bestellt hatten. Auch hier fand ich von Schärfe keine Spur. Schade, so hatte ich zwar ein fantastisch gewürztes Essen, aber eben nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. So gut dieses Lammcurry auch war, von einem Vindahlo war es soweit entfernt, wie Hawaiitoast von der Küche Honolulus.    

Man darf mich nicht falsch verstehen, Das Restaurant ist empfehlenswert, aber scheint leider viele Gerichte an den europäischen, beziehungsweise deutschen Gaumen angepasst zu haben, zumindest was Schärfe angeht. 

Zu erwähnen ist auch, dass die Portionen des Hauptgerichts, zumindest bei den Currys, nicht mit denen griechischer Grillteller vergleichbar sind. Mit Reis als Beilage wird man trotzdem satt. Ich hatte stattdessen Brot und hätte noch ein wenig mehr von dem Vindahlo vertragen. Die Vorspeise, vermutlich weil auch frittiert, war in diesem Falle gehaltvoller als der Hauptgang.   

Auf der anderen Seite sind 35 Euro für zwei Personen mit zwei Hauptgerichten, einer Vorspeise und Getränken nicht die Welt. Zur Rechnung gab es übrigens ein süßes Getränk und kandierte Anissamen. Der Daumen geht gerade noch hoch, ein zweiter Besuch wird dann Weiteres ergeben.   

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