Mittwoch, 8. April 2020

Aus Jugend und Kindheit (Teil XVII): Grillrippe nach Mutters Art


Mein Vater ist damals geschäftlich viel in der Welt herumgekommen, also wundert es nicht, dass auch ich früh mit exotischen Gewürzen, die er von seinen Reisen mitbrachte, in Berührung kam. Sojasauce und Sambal Oelek waren schon in den Siebzigern Standard bei uns zu Hause. Ich erinnere mich mit Freuden an eine große Flasche mit Chilisauce - später sollte ich herausfinden, dass das Zeugs Sriracha heißt - die meine Liebe zu scharfem Essen bereits in Kindertagen prägte. Egal ob Eintopf, Suppe, Nudeln, Reis - die Sauce kam überall drauf und als sie leer war, mussten wir bis zu einem Asia-Supermarkt nach Hamburg fahren, um Ersatz zu bekommen. Ich denke auch noch oft an den Tischgrill meiner Eltern, so ein rundes Ding mit zeitgenössisch gelb-orangem Gehäuse. Ich meine sogar, es war ein Markengerät der Anti-Haft-Firma mit "T", vermutlich ein Hochzeitsgeschenk an meine Eltern. Das schönste als Kind war, statt langweiligem Abendbrot auf diesem Grill Fleischwurst (Lyoner) zu grillen. Einfach eine Scheibe vom Ring geschnitten, einen seitlichen Cut gemacht, damit sich beim Braten nichts hochwellt - das sah dann immer wie PacMan aus - und ab auf die beschichtete Grillfläche. Dazu gab es gekochte Fusilli, in der Pfanne kross gebraten und ordentlich Sriracha darauf. Klingt schräg, aber es waren die Siebziger und es hat damals geschmeckt.


Warum erzähle ich das, wenn ich doch gar keine Fleischwurst braten will? Nun, mein Vater hatte unter seinen Geschäftspartnern einige, die über die Jahre gute Freunde wurden. Einer von denen wohnte in den Niederlanden, war aber in Indonesien geboren und aufgewachsen. Wenn mein Vater ihn besuchte, gab es deshalb stets eine indonesische Reistafel. Kam er zu uns, wollte meine Mutter sich nicht lumpen lassen und bereitete immer ein ganzes Backblech mit Rippen zu, die mit Sojasauce und Sambal Oelek gewürzt waren. Das Blech war am Ende des Abends immer komplett leer gefuttert und meine Mutter und alle anderen waren zufrieden. Das ist jetzt aber schon einige Zeit her und irgendwie ist das Rezept verloren gegangen, aber ich habe mir einfach mal überlegt, was Mutter, die sich auch nicht mehr so aufs Gramm erinnert, benutzt haben könnte. Das Ergebnis hat mich fast fünfunddreißig Jahre zurück an den Esstisch meiner Eltern katapultiert. Vielleicht bin ich jetzt auch bereit, mal wieder Fleischwurst zu braten.


Wir haben hier ein gutes Kilogramm dicke Rippe. Die von meiner Mutter verwendeten Gewürzzutaten werden mit zu 99,99%er Sicherheit die folgenden gewesen sein:
  • 2 EL dunkle chinesische Sojasauce
  • 2 TL Paprika edelsüß
  • 2 Tl brauner Zucker (Mutter könnte auch Honig genommen haben)
  • 1 TL Senf
  • 1 EL Sambal Oelek (oder nach Wunsch)
  • 150 ml Öl
Als Dip dazu:

Fleisch anlang der Rippen in Streifen schneiden, mit den Marinadezutaten gut vermischen und ziehen lassen. Mindestens drei Stunden, gerne auch über Nacht.


Mutter hat den Backofen benutzt, wir grillen aber nach dem bewährten Prinzip mit direkter und indirekter Hitze. Das ist auf meiner 57er-Kugel gut umsetzbar. Dabei helfen zwei halbkreisförmige Kohlebecken, die je nach Bedarf zusammen oder auseinander geschoben werden können, um heiße und kältere Stellen zu erzeugen. 

Das Fleisch nun erst einmal ein paar Minuten kontrolliert direkt über dem Feuer von allen Seiten angrillen. 


Dann in die "indirekte Zone" ziehen, Deckel auflegen und gar ziehen lassen. Das dauert so fünfzehn bis zwanzig Minuten. Das Gute daran ist: so kann nichts übergaren und das Fleisch bleibt auch nach einer dreiviertel Stunde noch saftig. 


Sieht doch aus wie gemalt.


Und es duftet, wie etwas duften soll, das gut duftet. Na dufte! Besser kann ich das nicht erklären.


"Ein Klavier, ein Klavier, Mutter, wir danken dir!" Das ist natürlich Quatsch, denn es ist kein Klavier von Frau Berta Panislowski aus Massachusetts, sondern Rippen nach Mutters Art. Trotzdem danken wir dir.


Ach ja, der Privatzoo ist auch wieder auf Sommerbetrieb und die 5er-Bande wuselt eifrig im Außengehege herum. Eigentlich ist das Leben doch trotz allem schön, oder?
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Flashback:


4 Kommentare:

  1. Hallo Larsson,
    hmmmm, das rieche ich bis hier! Nicht die Nager, sondern die leckeren Rippchen. Ist gespeichert und wird zu 99,9 % für gut befunden.
    Ich warte immer noch auf den Kosakenzipfel, kraweel, kraweel :) Aber das ist wohl eher was für die Sous-Chefin.

    Lieber Gruß,

    Anke

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    1. Freut mich von Euch zu hören! Ja, du hast Recht, ich werde das mal mit der Sous-Chefin in Angriff nehmen müssen. Zeit habe ich ja, wenn auch keinen eingepökelten Schwippschwager. Vielleicht mache ich auch erst mal das Jodeldiplom ...

      Bleibt gesund!

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  2. Das Rezept kommt wie gerufen, wir haben nämlich nach 10 Jahren in einer Stadtwohnung endlich einen Garten und einen Grill! Und dafür habe ich bei unserem neuen Haus-Metzger zwei Seiten Rippchen bestellt, die jetzt im Kühlschrank schlummern. Irgendwann in der kommenden Woche werden diese also in Sojasauce, Paprika und Sambal Oelek baden.

    LG, Julia

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    1. Probier es mal und beherzige, wenn es geht, auch meinen Tipp mit den zwei Hitzezonen. Das ist eine tolle Technik. Viel Spaß mit Grill und Garten.

      Bleibt gesund!

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