Für manche Drogen muss man sich nachts an kalten Bahnhöfen herumtreiben, zwielichtige Hafenspelunken frequentieren oder sich mit Mittelsleuten auf abgelegenen Autobahnparkplätzen treffen. Früher waren auch "Kaffeefahrten" in die benachbarten Niederlande Usus. Diese Drogeneier kann man sich aber auch zu Hause herstellen, ganz ohne Walter White-Equipment und der ständigen Angst vor Razzien. Die Rede ist von Mayak Gyeran (마약계란), was koreanisch ist und übersetzt tatsächlich "Drogeneier" heißt. Warum? Weil sie auf seltsame Weise süchtig machen. So wie früher das Solei an Kneipentheken nach ein bis vier Bier und Doppelkorn eine magische Anziehungskraft hatte, haben diese eingelegten Eier eine ähnliche Wirkung. Man möchte mehr davon essen. Die Dinger sind außerdem gerade voll im Trend - wie scheinbar alles koreanische - und die Sous-Chefin hatte mich neulich damit angefixt. Also gebe ich die Sucht heute an euch weiter.
Ich mache erst mal nur vier Stück um zu sehen, wie es funktioniert. Dazu brauche ich - was Wunder:
- 4 Eier
Die werden in ausreichend kochendes Wasser - mit einem Schuss hellem Essig verrührt - für sechseinhalb Minuten gekocht, ...
... in Eiswasser abgekühlt und vorsichtig gepellt. Das geht einfacher, wenn man die Eier nach dem Eiswasserbad noch mal eine Stunde in den Kühlschrank stellt, damit das Eiweiß wieder etwas fester wird.
Wir rühren uns nun die Marinade an:
- 120 ml helle koreanische Sojasauce
- 120 ml Wasser
- 30 ml Mirin
- 1/2 gehackte Zwiebel
- 1 grob gehackte Lauchzwiebel
- 1 grob gehackte grüne Chilischote
- 1 grob gehackte rote Chilischote
- 1 EL koreanischer Maissirup
- 4o g Zucker
- 1 EL geröstete Sesamsaat
- 1 gehackte Knoblauchzehe
Alles gut vermengen.
Helle koreanische Sojasauce bekommt man im Asialaden. Jede andere helle Sojasauce, insbesondere japanische, geht natürlich auch.
Mirin ist eigentlich ein süßer, japanischer, fast schon likörähnlicher Reiswein. Hier bekommt man ihn aber fast nur als alkoholfreien Zuckersirup. Dafür gibt es ihn in gut sortierten Supermärkten oder natürlich im Asiashop. Esatz: ein bisschen mehr Zucker.
Koreanischen Maissirup gibt es auch im Asialaden. Alternativ nimmt man Honig, Agavendicksaft, Ahornsirup oder löst einfach entsprechend Zucker in der Mariande auf.
Koreanischen Maissirup gibt es auch im Asialaden. Alternativ nimmt man Honig, Agavendicksaft, Ahornsirup oder löst einfach entsprechend Zucker in der Mariande auf.
Die Eier in den Sud geben und über Nacht,am besten aber ein bis zwei Tage ziehen lassen. Wenn man sie ganz hart kocht,geht das sicher auch länger, aber da will ich keine Garantie für übernehmen.
Drogeneier passen zu allem. Sie machen sich aber besonders gut in Suppen oder, wie hier, zu Kimchireis. Ein bisschen von dem Sud dazu und man braucht keinen Dealer mehr. Ach ja,die Einmachflüssigkeit kann man natürlich wieder verwenden. Wegkippen wäre Sünde.
In eigener Sache:
Nicole, du warst ein herzensguter Mensch, eine langjährige Freundin (seit 50 Jahren die beste Freundin der Gattin), Nachbarin, Ehefrau, Mutter, 1. Vorsitzende des Hamelner Hafenvereins (wo junge Bands auf dem von dir geleiteten Hausboot spielen durften - und so vieles mehr. Du wirst unglaublich fehlen, aber niemals vergessen werden.
03.06.1971 - 20.05 2025
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Flashback:Heute vor fünfJahren: Potted shrimps auf Toast Melba
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