Tofu ist vielleicht das fernöstliche Lebensmittel, das im Westen mehr als alles andere falsch verstanden wird. Wir sehen ihn sehr oft nur als reinen Fleischersatz. In China ist er natürlich auch sehr beliebt, aber normalerweise würde dort keiner auf die Idee kommen, ein Fleischgericht zu nehmen und das Protein einfach mit Tofu auszutauschen. Dafür gibt es für den gepressten Bohnenquark genug originäre Anwendungsmöglichkeiten. Manchmal rein vegetarisch oder sogar vegan, aber eben auch zusammen mit Fleisch. Ich habe heute hier ein gänzlich fleischloses Gericht, bei dem der Tofu der Star und nicht der Auswechselspieler ist und geschmacklich auch Skeptiker überzeugen sollte. Ich habe das hier mehr oder weniger Freestyle gekocht, sicherlich aber unterbewusst inspiriert von den zig chinesischen Kochvideos, die ich so am Tag konsumiere. Ich würde dem Gericht den Namen 冬菇炒豆腐 (stir-fried tofu with mushrooms) geben: Gebratener Tofu mit Shiitakepilzen.
Zum Anrichten nehme ich meinen neuen chinesischen Tontopf. Darin könnte man gleich auch das ganze Gericht zubereiten, aber das heben ich mir mal für was anderes auf.
Zutaten:
- 300 g fester Tofu
- 4 cm Ingwer
- 2 Knoblauchzehen
- 4 Frühlingszwiebeln
- 1 Frühlingszwiebel extra
- 4 große Shiitakepilze
- 1 Pak Choi
- 1 EL Gojibeeren
- chinesischer Reiswein (Shaoxing)
- 1/2 TL vegetarische Austernsauce oder Pilz-Sojasauce
1 EL helle chinesisches Sojasauce - Zucker
- Salz
- weißer Pfeffer
- 1,5 TL Speisestärke
- Öl
Pilze einweichen. Pak Choi-Stiele in mundgerechte Stück schneiden.
Knoblauch und Ingwer (muss nicht geschält werden) in Scheiben schneiden und mit den Frühlingszwiebeln in einen Wok oder Topf geben. 600 ml Wasser angießen und aufkochen. Ich habe die harten Stiele der Pilze hier auch dazugegeben, ebenso einen guten Schuss Reiswein. Zwanzig Minuten sprudelnd kochen, dann ausschalten und abkühlen lassen. Durch ein Sieb geben und die Flüssigkeit auffangen, dabei die Gemüse mit den Händen gut ausdrücken. Den Sud beiseite stellen.
Tofu längs dritteln und in je vier mal fünf Quadrate würfelnen.
In reichlich Öl von beiden Seiten bräunen lassen.
Abtropfen und mit einem winzigen Schuss heller Sojasauce marinieren.
Die Gattin mag viel Gemüse, also habe ich hier noch spontan eine rote Paprika gewürfelt. Die wird nun mit den gut ausgedrückten und halbierten Shiitakepilzen kurz durch den Wok geschwenkt.
Tofu und Pak Choi-Stiele hinzufügen und kurz pfannenrühren. Einen kleinen Schuss Reiswein vom Rand her einträufeln.
Goji-Beeren, Soja- und Austernsauce hinzufügen, dann so viel Ingwer-Zwiebelwasser angießen, dass das Gemüse halb bedeckt ist. Ein Schuss vom Pilzeinweichwasser schadet auch nicht. Mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken. In China würde man hier noch eine Prise Bouillonpulver und/oder MSG hinzufügen, aber das nur so zur Info. Was ihr mit dieser Information macht, überlasse ich euch.
Speisestärke in der doppelten Menge kaltem Wasser auflösen und in den Wok geben. Vorsichtig Rühren, bis die Sauce leicht andickt. Pak Choi-Blätter dazurupfen und die extra Frühlingszwiebel darüber verteilen. .
Im Tontopf servieren. Dazu passen sowohl Reis als auch Nudeln, es schmeckt aber auch einfach so hervorragend. Da vermisst man gar kein Fleisch, denn das ist irgendwie fleischlos fleischig, ohne das es darum geht, Fleisch zu imitieren. Es zeigt aber auch, das Tofu alles andere als langweilig ist, wenn man weiß, was man damit macht. Das Schöne, man kann das Gericht auch vorbereiten und abgedeckt warmhalten, solange man schnell noch etwas anderes im Wok zaubert. Wenn dann vor Augen (und Nase!) des Gastes der Deckel gelüftet wird und es duftet - unbeschreiblich! Ich kann es kaum erwarten, mal wieder Vegetarier zu Gast zu haben.
____Flashback:
Gestern vor einem Jahr: Anchor Bar's Style Buffalo Wings mit Blue Cheese Dip
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen