Heute blieb die Küche erneut kalt. Nach einem Tag in Hannover entschieden wir uns kurzerhand ein italienisches Restaurant in Hameln aufzusuchen, da unser eigentliches Ziel, das Parthenon in Rumbeck hoffnungslos überfüllt. Das Capriccio hatten wir noch von Schwiegermamas (oder war es Schwiegerpapa?) Geburtstagsessen vor ein paar Jahren in guter Erinnerung. Glücklicherweise konnten wir dort einen der letzten Tische ergattern.
Bevor wir uns nun dem Capriccio widmen, noch ein paar Dinge, die ich mit der Welt teilen möchte. Die Sous-Chefin hat den Zukunftstag bei der Gattin in der Goldschmiede (natürlich nicht ihre eigene, leider) verbracht. Das hat ihr soviel Spaß gemacht, dass sie am letzten Samstag spontan einen weiteren Praktikumstag eingeschoben hat.
Ganz unbegabt kann sie nicht sein, denn dieser Silberschmuck ist das Ergebnis ihrer Arbeit. Ein schöner Anhänger mit einem Labradorit (nein, da musste kein Hund für sterben) und ein Ring mit einem Blautopas.
Heute waren wir auf dem Gartenfestival in den Herrenhäuser Gärten in Hannover.
Gib dem Kind Pferde und du hast ein glückliches Kind.
Kutschfahrt durch die Herrenhäuser Gärten.
Ein "friedfertiger" Brotstand auf dem Festival. "Brot wie früher - Getreide aus eigenem, friedfertigen Anbau". "Früher" ist natürlich historisch gesehen eine äußerst exakte Datierung und weckt im Historiker ähnliche Mordgelüste, wie die Begriffe oben, unten, links und rechts bei Geographen. Welches früher ist bitteschön gemeint? Die besonders friedfertige Zeit des Mittelalters? Oder die 200,000 Jahre Menscheitsgeschichte davor? Vielleicht auch die Zeit bis zum Ende des zweiten Weltkriegs? Oder gestern? Wie friedfertig war Ackerbau denn "früher"? Und wie friedfertig ist das, was diese Leute da fabrizieren denn wirklich? Wenn man das Pech hat, als Kornähre geboren zu sein, darf man da sicher geteilter Ansicht sein.
Immerhin nenne ich seit heute zwei San Marzano Tomatenpflanzen (einmal normal und einmal mini) und eine Chilipflanze vom Typ "Cayenne" mein eigen. Ich hätte gerne eine "Tabasco" bekommen, die gab es aber nicht.
So, kommen wir nun zum "Il Capriccio Italiano". Selbstgemachte Brötchen mit Essig und Öl zum Dippen als kleiner Gruß aus der Küche vorweg. Sowas hat man immer gerne.
Ich sage es immer wieder, eine gute klare Brühe, ist die Latte, an der sich eine Küche messen muss. Da kann man nichts kaschieren und es gibt hier auch nur Schwarz und Weiß. Entweder die Brühe ist Spitze oder sie enttäuscht auf ganzer Linie. Deshalb habe ich mir hier auch vorweg Tortellini in Brodo bestellt. Liebe Küche, der Rand des Tellers gehört dem Gast. Deko oder Streuzeugs hat darauf nichts verloren. Apropos Streuzeug - ich weiß nicht, wann ich da letzte Mal in meinem Leben fertig geraspelten Hartkäse gesehen habe. Das muss so 1984 gewesen sein. Das ist so wie mit Dosenpilzen, das macht man einfach nicht, besonders nicht im Restaurant. Genauso macht man keine Kraftbrühe aus gekörntem Fertigkram. Da kann ich gleich einen Brühwürfel lutschen. Notiz an mich selbst: die Suppe spare ich mir das nächste Mal, obwohl die hausgemachten Tortellini lecker waren.
Als Hauptgericht fiel meine Wahl auf die "Penna alla Puttanesca" und zwar in einer schön scharfen Ausführung. Im Prinzip war es eine Mischung aus Puttanesca und Arrabbiata, aber nichtsdestotrotz sehr, sehr lecker. Neben der leckeren Würzung sind zwei Dinge besonders positiv zu erwähnen: die Kapern waren nicht aus der Essiglake, sonder italienisch stimmig in sale, also in Salz eingelegt und es war kein Käse auf der Pasta. Im Gericht waren Sardellen und wir erinnern uns: Fisch und Käse sind in der italienischen Küche ganz klar "non va".
Nach der enttäuschenden Suppe punktet meine Pasta also ganz gewaltig.
Auf dem Teller der Gattin: Strozzapreti Portofino - Spiralnudeln mit Filetstreifen, Pecorinokäse, Pesto und Mascarpone. Ja, auch hier darf man sich über den Fertigkäse und den verunstalteten Rand - ganz ehrlich, das sieht doch nicht mal dekorativ aus, oder? - aufregen, die Pasta aber war sehr, sehr lecker. Gute Portion und trotz genannter Kritikpunkte alle Daumen hoch.
Die Kleine: Calzone mit Schinken und Pilzen. Leckerer Teig, üppige Füllung, gute Pizza. Zwar kein Steinofen, aber man kann ja nicht immer alles erwarten.
Zum Abschluss ein weiterer Gruß aus der Küche - so eine Art Cremelikör mit Keksen. Da stehen so viele Gläser rum, weil meine Eltern auch dabei waren (Pizza Hawaii und Pizza Diavolo plus Tomatensuppe, alles auch gut gemacht).
Alles in allem gute italienische Küche. Nur bitte, frisch geriebener Pecorino oder Parmesan (meinetwegen auch Grana) sind Standard. Sonst aber empfehlenswert.
____Flashback:
Heute vor zwei Jahren: Spargelsalat mit Erdbeeren und Ziegenfrischkäse
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