Mittwoch, 14. Juli 2021

Chicago Red Hots - einmal querbeet


Wie man unschwer erkennen kann, bin ich momentan dabei, verschiedene Burger- und Hot Dog-Klassiker der USA zu Hause möglichst authentisch nachzubauen. Vorgestern hatten wir Jim's Original Polish Dog aus Chicago und auch heute bleiben wir am Lake Michigan. Ich habe da nämlich einen Hot Dog im Angebot, der zu Chicago gehört, wie der Hut zu Al Capone. Es ist vielleicht sogar der Hot Dog, der am lautesten von allen CHICAGO schreit. Und er ist frei von Ketchup - aber das wissen wir ja bereits seit Clint Eastwood als Dirty Harry erzählt, was ihm mehr Magenschmerzen bereit als Verbrechen und Korruption: Ketchup auf einem Hotdog. Aber dafür haben wir ja unser nukleares Relish von vorhin.


Der Bun der Wahl ist einer mit Mohnsamen. Gibt es hier nicht zu kaufen, also machen wir den selbst. Grundlage ist einmal mehr unser fantastisches Burgerbun-Rezept, vor Jahren gefunden bei bbpit.de.


Sieht doch ordentlich aus.


Die Wurst ist im Original eine Frankfurter aus Rind im Natursaitling. Die sind mir hier aber meist zu klein. Abhilfe schaffen konnte aber mein türkischer Schlachter des Vertrauens. In Chicago werden die Würste meist gekocht. 


Die Buns dämpfe ich noch mal, bis sie schön weich sind.


In das Brötchen kommen die Wurst und amerikanischer Senf. 


Als nächstes: Relish und Würfel einer süßen Zwiebel.


Nun genau zwei Tomatenachtel (manchmal auch pickled green tomato), zwei eingelegte Peperoni, einen Gurkenstreifen und nach Wunsch etwas Selleriesalz hinzufügen. Diese Garnitur nennt man: dragged through the garden, was man mit "querbeet" übersetzen kann. Es schwingt aber auch noch die Bedeutung von "mit allem möglichem", "überbordend" oder antik: "frugal" mit. Der Kommentar der Sous-Chefin: "Ich wusste gar nicht, dass ein Hot Dog so gesund schmecken kann."


Selleriesalz kann man - mit Glück - fertig kaufen oder man macht es selbst. Dazu werden Sellerieblätter bei 70 °C bei leicht geöffneter Backofentür für ein paar Stunden trockenen, bis die Blätter rascheln. Dann je zwei Teile davon mit einem Teil Salz fein mahlen. Ich habe Selleriesamen, da geht es einfacher. Die werden im selben Verhältnis mit dem Salz pulverisiert.  


Das ist ein wahnsinniger Geschmacksbooster, aber vorsichtig, hier kann eine Prise mehr schon eine zu viel sein. 


Ein Chicago Red Hot dragged through the garden in all seine Schönheit. Normalerweise gehören da für eine volle Mahlzeit noch Pommes dazu, aber das Brötchen war mir heute Kohlenhydratlieferant genug. Es gibt ihn aber auch als Depression Dog - in Anlehnung an die schlechten Jahre der 1920er - nur mit Relish (dann eher braun), Senf und Zwiebeln im normalen Bun ohne Mohn. Egal wie, beim Servieren zahlt es sich aus, dass ich immer noch gut 2.200 Papiertaschen für Döner auf Lager habe. 
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Flashback:
 










Heute vor zwei Jahren: Rogan Josh - Kashmiri Wazwan Style

16 Kommentare:

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    1. Geschmacklich schöne Säure mit Süße, knackig und frisch, eben wie ein Relish sein soll. Aber farblich ballert das natürlich ohne Ende ...

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  2. Super relish in der Tat..aber mich interessiert vielmehr, wieso hast du rund 2200 Döner-Papiertaschen? :O

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    1. Weil ich irgendwann mal der Meinung war, das selbstgemachter Döner nur schmeckt, wenn er in der richtigen Papiertüte serviert wird. Also habe ich welche bestellt. Das kleinste Gebinde waren allerdings 2700 Tüten. Frag nicht weiter.

      https://wesfood.blogspot.com/2017/06/nur-mal-so-teil-110.html

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    2. Ok ich frag nicht weiter :)

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    3. Besser so. Die Gattin ignoriert das Thema mittlerweile auch. Ich darf jetzt aber keine Pizzakartons und Burgerschachteln bestellen oder ich muss anbauen.

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    4. Oder ich muss mir einen Schmuggler-Tunnel zur Garage bauen …

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    1. Dann kann ich vielleicht auch mal den Satz aus "5 Freunde" sagen: "Und ich wäre damit durchgekommen, wenn ihr Lauser nicht hättet schnüffeln müssen!"

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  4. Oder einfach 2tes Standbein aufmachen: Laden der Döner, Pizza und Burger serviert :)

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    1. Und dann bin ich nach zwei Monaten bei Rosins Restaurants, muss alles mit Weißwein ablöschen und die Bude streichen sie mir mintgrün. Ne, lass mal. Das Letzte, was ich im Leben machen würde, wäre einen gastronomischen Betrieb zu eröffnen.

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  5. haha,genau, Testessen mit Rosin :)

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    1. Möchtest du dann Testesser sein? Dann musst du aber auch Sachen sagen wie „die Kräuterbutter war mir zu butterig“, „das Eis war irgendwie zu kalt“,, „der Salat war matschig, aber auch trocken“, „das Essen war komplett geschmackslos, hatte aber einen starken Nachgeschmack“ oder „Ich hätte mir mehr Sahne in der Carbonara gewünscht“.

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    2. Carbonara mit Sahne, oh Graus :O

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