Freitag, 22. Juli 2022

Scharfe Nudeln Sichuan Streetfood-Style


Ich poste ja momentan etwas zeitversetzt und bin jetzt gerade irgendwo auf dem Weg ins Land von Smørrebrød und Rødgrød med Fløde. Wir stellen uns aber einfach mal vor, es ist noch Mittwoch, wir haben 40 °C und was mache ich da? Natürlich, atomare Chilinudeln Sichuan-Style, um auch den letzten Tropfen Schweiß aus meinem welkenden Körper zu wringen. Bin ich verrückt? Ich weiß es nicht, obwohl die Stimmen in meinem Kopf langsam Angst vor mir bekommen.


Anders als bei italienischer Pasta, können wir die Nudeln vorkochen, kalt abschrecken und mit etwas Öl vermengen, damit sie nicht zusammenkleben. Ich habe hier chinesische Mie, japanische Ramen oder andere spaghettiartige fernöstlichen Weizennudeln sind okay. Das dieses Gericht völlig fleischfrei ist, kann man es mit eifreien Nudeln auch ganz leicht vegan gestalten. Wie man sieht, blanchiere ich im Nudelwasser gleich ein wenig Pak Choi - das ist Effizienz. 


Hauptbestandteil ist Chiliöl. Das habe ich nach dem Rezept aus Yibin gemacht, habe allerdings Schmalz komplett durch Pflanzenöl ersetzt. In dieser Schüssel sind für eine Portion Nudeln:
  • 3 EL Chiliöl mit Einlage
  • 1 EL helle Sojasauce
  • 1 EL dunkler chinesischer Essig (Chinkiang)
  • 1 EL Sesampaste
  • 1 TL Zucker
  • 1 TL Salz
  • 1 TL geröstete und gemörserte Sichuanpfefferbeeren
  • 1 TL weißer Pfeffer
  • 1 TL Knoblauch (fein gehackt)
In China würde man da noch einen Teelöffel MSG und/oder Hühnerbrühepulver hinzufügen. Alles gut vermischen


Gekochte Nudeln auf der Sauce platzieren und Topings hinzufügen. Hier:
  • Pak Choi
  • geröstete und gehackte Erdnüsse
  • grüne Frühlingszwiebeln
  • Ya Cai (fermentierter Senfkohl)
Letzte Zutat ist im Westen schwer zu bekommen, ist aber Sichuan pur, wie kaum ein anderes fermentiertes Gewächs.


Nachdem man die schön angerichtete Schale begutachtet hat, mischt man sofort alles gut zusammen. Das ist schon pikant, hat aber beileibe nicht die Schärfe, die man vermuten würde. Die Sichaunpfefferbeeren fangen durch die leicht prickelnd betäubende Wirkung (麻 = ) die Schärfe der Chilis (辣 = ) wieder auf. Zusammen ergibt es das málà wei, also den in Sichuan favorisierten betäubend-scharfen Geschmack.

Im Hitzewahn war mir das noch nicht genug, also habe ich das Yibin Chiliöl noch mal mit fein gemahlener getrockneter chinesischer und frischer roter Chili aufgepeppt. Das Resultat ist scharf. Und rot. Und scharf. Äußerst scharf. Aber anders als die ebenso scharfen Koreanischen Feuernudeln ist das eine aromatische Schärfe, die Tiefe und Charakter hat und zum Weiteressen animiert, nicht wegen einer Challenge, sondern weil es schmeckt. Es ist sicher nicht jedermanns Sache, aber ich mag sowas. Vielleicht bin ich doch auf dem falschen Kontinent geboren.


Nur der Vollständigkeit halber - für die Gattin gab es einen Salat mit zweierlei gratiniertem Ziegenkäse und Vinaigrette mit Orangenhonig. Dier Sous-Chefin hat naturgemäß beides probiert, fand die Nudeln aber auch Klasse. Aber mein Kind mochte schon seit klein auf scharfes Essen.
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Flashback:










Gestern vor einem Jahr: Pizza 2021 - Margherita

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