Mittwoch, 4. November 2020

Texas Patty Melt


Die Burgervielfalt in den USA ist deutlich größer, als in allen anderen Ländern der Welt zusammen. Behaupte ich mal. Auch wenn es für den Unkundigen erscheinen mag, dass es letztlich doch immer das Gleiche ist (Brötchen, Sauce, etwas Alibi-Salat, Hackfleischscheibe und vielleicht etwas Käse) ist Burger nicht gleich Burger und die regionalen Unterschiede sind enorm. Das fängt mit der Zubereitung an - in Central Connecticut wird der Patty zum Beispiel gedämpft und in Tennessee zusammen mit dem Käse in Rinderfett frittiert - und hört bei den Zutaten noch längst nicht auf. Allein schon, welche Brotart zu nehmen ist, kann von Region zu Region divergieren. Diese Variante hier wird mit Toastscheiben hergestellt - ideal also, wenn man mal ganz plötzlich einen Jieper auf Burger verspürt, aber vergessen hat Buns zu kaufen. Aber auch nach "einem geselligen Abend mit guten Freunden" als Waffe gegen etwaigen  Spontanhunger. Da ist ein Texas patty melt relativ schnell aus dem Hut der Pfanne gezaubert.


Aber was ist ein patty melt überhaupt und ist er in Texas besonders? Nun, melt deutet darauf hin, dass wir Käse über etwas schmelzen lassen und patty ist der Begriff für das geformte Burgerfleisch. Als solches sind patty melts in der ganzen USA beliebt, besonders aber eben in Texas.


Für patty melts werden gerne Roggenbrotscheiben (rye bread) genommen, Toast ist aber auch üblich. Da im Lonestar state ja bekanntlich alles größer ist, fallen auch die Brotscheiben vom Texastoast deutlich dicker, als gängige Sorten aus. Ich habe hier aus der Not heraus ein normales Kastenweißbrot genommen und in etwas mehr als daumendicke Schieben geschnitten. Das gibt dem Burger nachher mehr Stabilität und er weicht nicht so schnell durch. Wer die Zeit hat, backt sich das Toast oder Sandwichbrot natürlich selbst.


Hier eine fantastische Burgersauce, wie sie amerkanischer nicht sein könnte:
An fertig gekauften Saucen stirbt aber auch keiner.


Alles verrühren - wer hätte das gedacht?


Ich habe vergessen zu erwähnen, dass man Texas toast oft mit Knoblauchbutter geröstet isst. Man kann die Scheiben auch schon vorgewürzt kaufen. Ich habe hier ein wenig weiche Butter gesalzen und etwas der duftenden Knolle sehr fein dazu geraspelt. 

Die Toastscheiben auf einer Seite mit etwas Butter einstreichen und mit dieser Seite nach unten in eine heiße Pfanne legen und goldbraun braten. Herausnehmen.


Der Belag ist an sich Geschmackssache, erlaubt ist, was gefällt. Karamellierte Zwiebeln dürfen aber auf keinen Fall fehlen. Hier sieht man die dicke Scheibe einer Gemüsezwiebel, die in der Grillpfanne gegart wird. Daneben zwei Pattys (je 125 Gramm) für "normale" Cheeseburger.


Für unseren patty melt arbeiten wir nach der smashed burger Variante. Ich mache mir einen Doppelburger, also forme ich zwei Kugeln zu je 85 Gramm, gebe sie eine leicht geölte Pfanne  (am besten, die in der wir das Brot angeröstet haben)und drücke sie mit einem Spatel flach. Dann wird gesalzen und gepfeffert. Wer möchte, würzt noch mit dem Lieblings-Dry Rub.

Nach eineinhalb Minuten wenden, auch diese nach Belieben würzen und eine Scheibe Käse (Monterey Jack oder würziger Cheddar) auflegen. Fertig. 


Die beiden Brotscheiben nun auf der angerösteten Seite mit unserer leckeren Burgersauce bestreichen. Dann nach Gusto belegen. Ich beginne mit Salat, .. 


... einem Patty mit Käse, ...


... einer Tomatenscheibe, ein paar eingelegten Gurkenscheiben, einem weiteren Patty ...


... und der inzwischen wunderbar karamellisierten Zwiebelscheibe.


Dann lege ich die andere Scheibe mit der Saucenseite nach unter darauf, presse alles leicht zusammen und bestreiche die Oberfläche mit der Knoblauchbutter.


Dann kommt der Toastburger wieder mit der Butterseite nach unten in die Pfanne. Die nun bisher unbehandelte jetzige Oberseite wird auch gebuttert. 


Das ganze Teil nochmal drehen, so dass am Ende beide Außenseiten schön goldbraun sind. Dabei immer mal wieder mit dem Spatel andrücken. Das geht natürlich auch auf einem Gasgrill mit Deckel oder vermutlich im Kontaktgrill.


So sieht das Teil dann in voller Pracht aus. Wie sagt man in den Südstaaten so schön, wenn man etwas fertig hat und man sicher ist, es gut läuft? "This deal is done and that dog will hunt!"

Wir schneiden den Burger diagonal auf. Wir erinnern uns: In Großbritannien werden belegte Klappstullen gerade in zwei Rechtecke geteilt, in den USA eher schräg in zwei Dreiecke. Aber egal wie, das ist mal wieder so ein Burger, wie er kultiger nicht sein könnte. Klar, nach einer Party wird man das irgendwie einfacher zusammenbauen. Vielleicht werden einige auch Jalapeño oder gar schärfere Schoten hinzufügen. Aber mir geht es um den Grundsatz, den Burger als das zu präsentieren, was er ist: ein leckeres, warmes Sandwich. Und als solches sollte ihn mit einer Hand essen können. Ich wiederhole mich, aber Türme gehören nach Isengard, auf dem Teller will ich keine Monster, die Maulsperre verursachen. Deshalb werde ich auch in Zukunft nach den einfachen und authentischen Burgervarianten suchen. Vielleicht nehme ich mich mal dieser Connecticut-Sache an.
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Flashback:










Heute vor zwei Jahren: Cubano Sandwich

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