Donnerstag, 14. Februar 2019

Schnelle Shoyu Ramen-Suppe mit Huhn


Ich weiß gar nicht, warum so viele Menschen denken, Chinesen und Japaner würden nur Reis essen. Das tun sie zwar oft, aber man ist in diesen Länder auch absolut nudelbegeistert und hat die Kunst der Teigwarenherstellung perfektioniert. In Japan liebt man dicken Udon aus Weizenmehl oder Shoba aus Buchweizen. Für Suppen werden gerne Ramen genommen, eine Sorte, die im 19. Jahrhundert aus China ins Land der aufgehenden Sonne kam. Wir kennen diese Variante hierzulande meist als Glutamat-verseuchte Instantware, welche die Jugend auch gerne gleich aus der Tüte wie Chips nascht. An unserer Schule übrigens verboten, weil a) sie ungesund sind und b) die Inhalte der beigefügten Gewürz- und Öltütchen, wenn geöffnet, ein entropisches Verhalten an den Tag legen und sich flächendeckend über Fußboden, Tische und Stühle verteilen. 


Es ist vermutlich auch nicht nötig zu erwähnen, dass dieses Trockenfutter mit dem Original nicht so wahnsinnig viel zu hat. Ich habe mich deshalb heute an einer schnellen Variante versucht. Schnell, wenn man eine gute Hühnerbrühe zur Hand hat und noch so ein, zwei japanische Zutaten, wie Sojasauce, Sake und Mirin. Da man diese Dinge mittlerweile auch in jedem gut sortierten Supermarkt bekommt, sollte dies problemlos nachzukochen sein.

Normalerweise ist die Suppe schon noch deftiger, als hier. Statt einfacher Hühnerbrühe werden dort Schweinefleischknochen stundenlang ausgekocht und als Einlage gibt es Char Siu, das berühmte Grillfleisch, dass die Japaner, ebenso wie die Ramen-Nudeln, von den Chinesen übernommen haben. Außerdem kommen normalerweise Narutomaki - eine rosafarbene, dünn aufgeschnittene Fischpastete und wachsweich gekocht Eierhälften in die Suppe. Ersteres hatte ich nicht vorrätig und die Eier habe ich schlichtweg vergessen. Shiitake-Pilze hätten übrigens auch nicht geschadet.

Es gibt auch verschiedene Varianten. Diese hier ist nach der Sojasauce Shoyu genannt, aber egal wie, in Japan ist man verrückt nach dieser Suppe. Angeboten wird sie in zahllosen Straßenrestaurants, Ramen-Ya genannt und genau genommen ist sie Fastfood, auch wenn einige Köche sie zur sternewürdigen Perfektion verfeinert haben und ihre Rezepte über Generationen hinweg wie die eigenen Augäpfel hüten.


Ich gehe die Sache leichter an und nehme für zwei Portionen:
  • 1 Hähnchenbrust (120 g)
  • 1 Stück Ingwer
  • 1 Knoblauchzehe
  • 3 EL Sake
  • 3 EL Mirin
  • 2 EL japanische Sojasauce
  • 90 g Ramennudeln (ersatzweise Mie-Nudeln ohne Ei oder dünner Spaghetti)
  • 1 Handvoll Keimsprossen
  • 3 Frühlingszwiebeln
  • 500 ml klare Hühnerbrühe
  • 2 EL Sesamöl

Nudeln nach Packungsanleitung kochen, in ein Sieb geben und kalt abschrecken. Sprossen kurz blanchieren, ebenfalls ins kalte Wasser tauchen. Frühlingszwiebeln in Ringe ode rdiagonale Streifen schneiden.

Sake, Mirin, Sojasauce, drei Ingwerscheiben und eine angedrückte Knoblauchzehe mit dem Hühnerfleisch in einen Topf geben und aufkochen lassen. Hitze reduzieren und alles leicht köcheln lassen, bis das Fleisch gar ist. Hin und wieder wenden. Das Fleisch ist unser Char Siu-Ersatz und die so entsandene Brühe nennt man Shoyu Tare oder kurz Tare.


Hühnerbrühe war noch von gestern übrig. Ansonsten empfiehlt es sich, immer etwas davon auf Vorrat zu haben, sei es in Gläser eingekocht oder im Gefrierschrank.


Das Huhn hat etwas Farbe bekommen und darf nun etwas auskühlen, bevor es in dünne Scheiben geschnitten wird.


Einen Esslöffel Sesamöl in ein Schälchen geben und die Hälfte unseres Tare angießen. 


Frühlingszwiebeln, Sojasprossen und Nudeln hinzufügen.


Mit heißer Brühe auffüllen. Mit Stäbchen die Nudeln anheben und möglichst in eine Richtung zeigend zurück in die Suppe geben. Das hat nur optische Gründe. Ein paar Fleischstücke einlegen und - wenn man nicht so vergesslich ist, wie ich - halbierte Eier hinzufügen.


Der feste Bestandteil der Suppe wird mit Stäbchen zum Mund befördert und mehr oder weniger eingesaugt. Der Rest wird dann getrunken.

Ich habe hier mal wieder akrobatisch als Rechtshänder die Stäbchen mit links geführt, um die rechte Hand frei zum Fotografieren zu haben. Sowas nehme ich nur für Euch auf mich.

Irgendwann werde ich mich dann mal an die komplizierte Variante machen, aber so war das schon sehr lecker. 


Nach dem Spontan-Sushi neulich, dass ich bisher unterschlagen hatte, werde ich mich mal wieder ernsthafter mit Japan befassen, glaube ich.
____
Flashback:



Heute vor zwei Jahren: Hähnchenpfanne pronvencale

8 Kommentare:

  1. Nur mal so - möglicherweise doof - nachgefragt.
    An sich ist ja alles klar, aber einen Punkt kapiere ich nicht so ganz:
    Du garst die Gockelstücke in gleichzeitig bereitetem Tare ; passt natürlich, aaaber:
    worin werden die gekocht? Einfach nur schnöde Wasser & Zutaten?
    Die gute Hühnerbrühe wäre ja beknackt. Kommt logischerweise später rein.
    Falls ja: welche Menge Wasser > jaja schon klar; bis alles hübsch bedeckt wird....

    Ist dann aber der Tare nicht bissele dünn und eigentlich viel zu viel für so paar Teller?

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    1. Ich gebe Sake, Mirin, Sojasauce, drei Ingwerscheiben und eine angedrückte Knoblauchzehe in einen Topf. Rechnet man 20 g oder ml pro Esslöffel kommen wir so auf 160 ml Flüssigkeit. Darin wird die Hühnerbrust gegart. Der Topf ist klein, also das Fleisch zur Hälfte bedeckt. Muss man dann natürlich zwischendurch ein paar Mal wenden.

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  2. Aahjetztja, habs kapiert, danke.
    beim so über die Fotos schielen dachte ich, das sei viel mehr Brühe und ein größerer Topf, aber so klingt das genau passend.
    ich will das Rezept auch nicht exakt so nachkochen, sondern habe nur nach einer Alternative zum Tofu für Dashi
    und die Misosuppe gesucht. Gibt es heute, aber mit Tofu bin ich heikel.
    Das liegt nicht am Tofu an sich, sondern an der Qualität, die man hier halt so bekommt. Ich bin da durch einen
    vor langer Zeit mal guten Freund irgendwie verdorben. Der war Koreaner und konnte ( keine Ahnung woher) kochen wie ein Weltmeister. Er bekam regelmäßig gigantische Carepakete von der Verwandtschaft aus Seoul
    und da waren als grauslige Dinge dabei, die ich hier noch nie gesehen hatte / habe, und die ich niemals kaufen würde, aber geschmeckt hat es immer ganz wunderbar. Unter anderem eben auch richtig guter Tofu.
    Tja, dumm gelaufen....Einmal das wahre Ding gekostet und ab dann ist dir alles andere schal.

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    1. Das ist der Grund, warum ich mir so viele Dinge direkt aus China kommen lasse.

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