Dienstag, 19. Februar 2019

Aus Jugend und Kindheit (Teil XVI): Bunter Salatteller à la Bazille


Einen Teil meiner Studienzeit - die ersten drei Jahre von 1990 bis 1993 - habe ich in Kiel verbracht. Dort hatte ich ein Zimmer mit einer Gemeinschaftsküche, die mehr schlecht als recht eingerichtet war. In Restaurants zu essen konnte ich mir nicht leisten, also war Improvisationsgeist gefragt und ich habe so manche Dosensuppe (ich stand noch ganz am Anfang meiner "kulinarischen Karriere") mittels einer Kaffeemaschine erwärmt. Vermutlich bin ich somit der Erfinder des Sous-Vide-Verfahrens. Hin und wieder habe ich aber doch auswärts gespeist, dann aber meist in Studentenkneipen und Bistros. 


Legendär war die "Bazille" in der Holtenauer Straße, die mittlerweile auch schon Geschichte ist - also die Kneipe, nicht die Straße. In der Erinnerung verschwimmt so einiges, aber ich fand damals diesen gemischten Salat mit gebratener Putenbrust, leckerem Dressing und Fladenbrot fantastisch. Jetzt, wo der alte Mann im Herbst seines Lebens beginnt, in Reminiszenzen zu schwelgen, kam mir der Salat wieder in den Sinn und es überkam mich das unbändige Verlangen, diesen aus dem Gedächtnis nachzuahmen. Auf die Authentizität gebe ich hier keine Garantien, die Rubrik "Aus Jugend und Kindheit" ist ja auch mehr ein Spiel, das man mit einem  gewissen Augenzwinkern angeht.


Als Zutaten habe ich hier:
  • gebratene Hähnchenbrust
  • gebratene Pilze
  • Paprika (rot und gelb)
  • Cocktailtomaten
  • Ananaswürfel
  • Mais
  • Karotte
  • verschiedene Blatt- und Pflücksalate
  • Frühlingszwiebeln
  • Feta
Das Original war zwar mit Pute, aber die esse ich seit Jahren schon nur noch Weihnachten bei Mutter. Pilze und Feta waren vermutlich damals auch nicht dabei, aber wie gesagt, darum geht es ja auch gar nicht.

Als Salatsauce habe ich Ranch Dressing genommen. Auch hier weiß ich 
auch nicht genau, ob das so stimmt, aber es schmeckt.


Fladenbrot mit etwas gesalzener Butter dazu und wir sitzen wieder in der urigen Studentenkneipe in der Holtenauer Straße, genießen den Salat und bereiten uns nebenbei auf ein Hegel- oder Melville-Referat vor.
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Flashback:


Heute vor zwei Jahren: Räucherlachspizza

4 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Thank you. This is in memory of a bistro I ate as a student almost 30 years ago. ;)

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  2. Ich fass es nicht.. ich stöbere nach einem Rezept und falle über ein Foto der Bazille, und den Salat von damals.
    Ich kenn beides, die Bazille und den Salat. Herrlich. Was für Erinnerungen. Saukalt, eine trotzdem anspringende CB550fk3, und sehr hungrig. Kleines Portemonnaie, der Sprit... es reicht immer wieder nur für den Salat. Mich bewegte damals mehr der Brösel mit seinem unmöglichen Comics als der Hegel. Und wenn es dann sein musste, war der Heisenberg und mit seinen Kollegen dran.
    Manchmal kommt im Internet doch mal was wirklich unerwartetes heraus :-)

    Danke für Bild, Salat und Erinnerung. Neben diesem Salat kann jeder "Cäsar" einpacken.
    Vor allem, wenn er nicht mit meinen Erinnerungen gewürzt ist.

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    1. Die Welt ist ein Dorf. Dass wir auch mit den Augen essen, ist ja hinlänglich bekannt. Aber die durch Erinnerung geprägte Erwartungshaltung schmeckt ebenfalls kräftig mit. Auf die alten Zeiten, auf Kiel! Und danke für den Kommentar. Ich hoffe, du hast das Rezept, das du gesucht hast, gefunden.

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